Detail
from Philipp Otto Runge’s Die Nacht (from
the suite Die Vier Tageszeiten [Die
Zeiten])
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Der
König umarmte seine Tochter mit Zärtlichkeit. Die Geister der Gestirne stellten
sich um den Thron, und der Held nahm in der Reihe seinen Platz ein. Eine
unzählige Menge Sterne füllten den Saal in zierlichen Gruppen. Die Dienerinnen
brachten einen Tisch und ein Kästchen, worin eine Menge Blätter lagen, auf
denen heilige tiefsinnige Zeichen standen, die aus lauter Sternbildern
zusammengesetzt waren. Der König küßte ehrfurchtsvoll diese Blätter, mischte
sie sorgfältig untereinander, und reichte seiner Tochter einige zu. Die andern
behielt er für sich. Die Prinzessin zog sie nach der Reihe heraus und legte sie
auf den Tisch, dann betrachtete der König die seinigen genau, und wählte mit
vielem Nachdenken, ehe er eins dazu hinlegte. Zuweilen schien er gezwungen zu
sein, dies oder jenes Blatt zu wählen. Oft aber sah man ihm die Freude an, wenn
er durch ein gutgetroffenes Blatt eine schöne Harmonie der Zeichen und Figuren
legen konnte. Wie das Spiel anfing, sah man an allen Umstehenden Zeichen der
lebhaftesten Teilnahme, und die sonderbarsten Mienen und Gebärden, gleichsam
als hätte jeder ein unsichtbares Werkzeug in Händen, womit er eifrig arbeite.
Zugleich ließ sich eine sanfte, aber tief bewegende Musik in der Luft hören,
die von den im Saale sich wunderlich durcheinander schlingenden Sternen, und
den übrigen sonderbaren Bewegungen zu entstehen schien. Die Sterne schwangen
sich, bald langsam bald schnell, in beständig veränderten Linien umher, und
bildeten, nach dem Gange der Musik, die Figuren der Blätter auf das
kunstreichste nach. Die Musik wechselte, wie die Bilder auf dem Tische,
unaufhörlich, und so wunderlich und hart auch die Übergänge nicht selten waren,
so schien doch nur ein einfaches Thema das Ganze zu verbinden. Mit einer
unglaublichen Leichtigkeit flogen die Sterne den Bildern nach. Sie waren in
einer großen Verschlingung, bald wieder in einzelne Haufen schön geordnet, bald
zerstäubte der lange Zug, wie ein Strahl, in unzählige Funken, bald kam durch
immer wachsende kleinere Kreise und Muster wieder eine große, überraschende
Figur zum Vorschein.
The
king embraced his daughter tenderly. The spirits of the stars stood around the
throne, and the hero took his place among them. A countless number of stars
filled the room in graceful clusters. The servants brought out a table and a
box, in which lay many cards, with holy, solemn signs composed of nothing but star
constellations. The King kissed these cards with great devotion, shuffled them
carefully, and gave some to his daughter. He kept the others for himself. The
princess drew cards from her hand and laid them on the table. Then the king
looked closely at his, and chose thoughtfully, as he laid each one before him.
At times, he seemed to be forced to choose this or that card. Mostly, however,
he experienced the pleasure of laying down a beautiful harmony of signs and
figures in a careful arrangement all his own. At the beginning of the game, the
most striking signs, with the liveliest appearance, were seen, the stars making
the oddest faces and gestures, as though each had an invisible instrument in
his hands, which he was eager to use. At the same time, a gentle but deeply
stirring music could be heard in the air, which seemed to arise from the stars
themselves as they whirled wonderfully about the hall with their strange
movements. They swayed all about, first slowly and then rapidly, in constantly
changing lines, and, following the progression of music, formed the figures of
the cards in a most artistic manner. The music changed with the changing pictures
on the table, and odd and abrupt transitions occurred frequently, though a
common theme seemed to unify the whole. With unbelievable ease, the stars flew
together, replicating the images. They were beautifully arranged in a great
skein, and sometimes in individual clusters; now a long train scattered into
countless sparks like
a ray; but soon enough, the ever-growing smaller circles and patterns once
again formed a great and surprising figure.
--Novalis, Heinrich von
Ofterdingen
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